
ZUSAMMEN GEGEN GESPENSTISCHE VORURTEILE


Offene Beziehungen
sind keine Beziehungen!
In vielen Köpfen hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass nur Beziehungen in denen Monogamie gelebt wird, als echt gelten. Eine Beziehung definiert sich allerdings nicht durch die Art ihrer gelebten Sexualität. Viele Paare haben eine eigene Auffassung davon, welche Form der Intimität für sie untereinander als exklusiv gilt. Somit kann Sex durchaus auch mit Menschen außerhalb der Beziehung stattfinden, ohne diese Intimität innerhalb der Beziehung zu stören.
Es fängt schon damit an, dass das Kuscheln mit dem besten Freund oder ein leidenschaftlicher Kuss mit einem Fremden beim Ausgehen selbst für monogame Paare absolut akzeptabel sein kann. Wo hingegen offene Beziehungen nicht selten auch als gemeinsame Regel festhalten, dass das Küssen beim Sex mit anderen eine Grenze der Intimität überschreitet, die es zu vermeiden gilt.
Anhand dieser sehr verkürzten Auswahl an Beispielen ist bereits zu erkennen, dass Beziehungen immer auf Grundlage von gemeinsamer Kommunikation sowie vereinbarten Verhaltensstrategien bestehen und die Definition von monogam oder offen häufig eher nebensächlich ist. Offen heißt daher auch nicht gleich offen. In jeder Beziehungsform ist es immer wichtig, frei über Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen zu reden. Dies gilt grundsätzlich für beide Parteien gleichberechtigt und hilft herauszufinden, wie ihr eure Beziehung gestalten wollt. Nicht jedes Paar braucht Regeln und Grenzen, anderen sind sie aber sehr wichtig.
Innerhalb einer offenen Beziehung kann man sich unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen: Sprecht ihr über den Sex mit anderen? Ist egal, mit wem der*die Partner*in Sex hat oder ist z.B. der Freundeskreis Tabu? Kann/darf der Sex auch zuhause bzw. im eigenen Bett stattfinden? Sind eher Dreier erwünscht oder wollt ihr es nur getrennt machen?
Anders auch als bei monogamen Beziehungen macht es Sinn, sich zum Thema Safer Sex auf Strategien zu einigen: Soll Sex mit anderen nur mit Kondom stattfinden oder ist Schutz durch Therapie bzw. PrEP das Mittel der Wahl? Wollt ihr euch regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen? Sensibilisiert ihr euch gegenseitig für Symptome, auf die ihr achtet?
Egal ob offen oder monogam. Beziehungen bleiben in der Regel dynamisch und es kann phasenweise für einen oder beide Partner*innen schwierig sein. Manchmal braucht es auch eine Zeit, um sich auf eine gemeinsame Strategie einzustellen. Nicht immer ist dann die Beziehungsform falsch. Oft hilft es erst einmal über die eigenen Bedürfnisse nachzudenken und diese müssen nicht zwingend direkt besprochen werden. Wichtig ist, dass du deine eigene Position erst einmal kennst, und diese darf im Zweifel auch von der des*der anderen abweichen.

